Ivan Grubanov – Dead Flags
19. September – 2. November 2013
Ivan Grubanov ist ein leidenschaftlicher Sammler obsoleter Utensilien der Macht. Er besitzt eine umfangreiche Sammlung von "Dead Flags", also Flaggen von Ländern, die nicht mehr existieren. Den Kern von Grubanovs Sammlung bilden die Fahnen seines Heimatlandes, des früheren Jugoslawien: die Bundesflaggen, die Flaggen der Bundesstaaten und Provinzen, die Fahnen der Gewerkschaften und der kommunistischen Partei. Das Glaubenssystem, das Wert und magische Potenz auf diese Flaggen projiziert hat, gibt es nicht mehr. Die Fahnen bleiben als „Totenmasken“ der Ideologie zurück, die sie einst geschaffen hatte. Durch ein undurchsichtiges Verfahren, das die Malerei als Instrument für die Interpretation der Geschichte in Frage stellt, überträgt Grubanov die Anima der "Dead Flags" in das Reich der Bilder.
Er weicht die Fahnen tagelang in einer Mischung aus Chemikalien und Farben ein, bis sie ihre Farbe und einen Abdruck ihrer Falten und Symbole auf ein Stück saubere Leinwand übertragen. Die sich daraus ergebenden Bilder werden nicht mehr per Hand verändert; vielmehr präsentieren sie ein Beweisstück, das von den "Dead Flags" übrigbleibt: die wirklichen Konturen und Flüssigkeiten ihrer „Körper".
Von ihrem Ursprung entfernt, generieren diese Leinwände ein neues System von Überzeugungen: ihre dynamische Komposition, die Schönheit ihrer Farben und Formen und die Konnotationen dessen, was sie verkörpern, lassen höchst überzeugende Malereien entstehen. Die Verkörperung in den Malereien ermöglicht einen symbolischen Ersatz des Ursprungs, sie projiziert nicht nur ein Bild, sondern ersetzt den biopolitischen Einfluss einer Fahne mit der biopolitischen Potenz eines Gemäldes.
Die Autorität der Malerei beruht auf der Abwesenheit von Autorität, sie stellt Präsenz und Abwesenheit gleich und aktiviert einen mächtigen Einfluss auf das Leben, der ständig um Anerkennung kämpfen kann. Ivan Grubanov zufolge bedeutet malen, für das Recht auf Kontinuität zu kämpfen.
Ivan Grubanov (*1976 in Belgrad) wurde an der Akademie der Schönen Künste Belgrad, der Rijksakademie van Beeldende Kunsten (Amsterdam), den Delfina Studios (London) und der Casa de Velazquez (Madrid) ausgebildet. Er hatte u.a. Einzelausstellungen im Nationalmuseum für zeitgenössische Kunst (Athen), im MUSAC (Leon), im Grand Cafe Centre d’Art Contemporain (St Nazaire) und im Museum für zeitgenössische Kunst (Belgrad) sowie bei Stroom (Den Haag).