Nuri Koerfer – hold down

 

10. September - 29. Oktober 2011

Loock Galerie freut sich, in einer Doppelausstellung neue Arbeiten der Künstlerinnen Kaoru Usukubo (*1981 Tochigi/Japan) und Nuri Koerfer  (*1981 Zürich/Schweiz) zu präsentieren. 

Da waren diese Typen, die standen alle aufgereiht da. Locker, träge. Von hinten beleuchtet, die Schultern cool hängenlassend. Nicht griechisch, kein Marmor: locker. Genau, einfach – entspannt. Ihre Hüften bewegten sich durchs Zimmer, ihre Finger lang und klar mit Zigaretten, die einmal rot aufleuchteten – eine Konstellation aus roten Sternen, die wie Münder über einer dunklen Bar brannten – und gingen dann aus. Rauchringe kamen aus ihrem Mund wie – wie Autos vielleicht. Unterhaltungen trieben vorbei. Es ist eine traurige und schöne Welt. Echt, Kumpel, es ist eine traurige und schöne Welt. Ich konnte mich nicht entspannen: Ich schaute ständig zu, wie sie standen, zusammenkamen, sich nichts anmerken ließen. Ihre Arme schlaff wie die Nacht, oder sie wiegten ihre Zigaretten, als wären sie Halbmonde, die halb in den vorüberschwebenden blassen Wolken ihrer Hände verschwanden. Ich fragte das Mädchen neben mir, was sie da macht. Ich schau nur zu, wie sich das Licht verändert, sagte sie. Es gab kein Licht. Wir waren drinnen. Ein Raum voller Figuren, die herumstehen, sich anlehnen, sich treiben lassen übten. Die Wände anschauten, als wären sie ein Meer oder sowas, oder ein schwarz-weißer Strand mit Flugzeugen, die eins nach dem anderen abhoben. Ich fragte das Mädchen, wohin sie flogen. Schhh, sagte sie. Schau das Licht an. Es verschwindet. Wir rauchten weiter. Der Horizont des Zimmers wurde immer dunkler. Bis er nur noch eine Linie aus dem dunkelsten Rosa war, wie eine See, die in den Abend errötet. Das Zimmer errötete. Die Mondzigaretten wurden immer kürzer. Wir hatten keine Zigaretten mehr. Die roten Münder über der Bar, die wie Sterne brannten, gingen einer nach dem anderen aus. Die Figuren waren dünnste Silhouetten, dunkel wie die Nacht. Die Zeit sagt dir, dass es Zeit ist, dich treiben zu lassen, sagte einer. Und ließ sich dann treiben.

 

–Quinn Latimer, übersetzt aus dem Englischen von Wilhelm von Werthern