Ivan Grubanov – Smokescreens

22. Juni - 28. Juli 2012

Wir freuen uns, ab dem 22. Juni 2012 "Smokescreens", die neuen Arbeiten von Ivan Grubanov, in der Loock Galerie zu präsentieren.

Smokescreen, auf Deutsch „Vernebelung“, bezeichnet in seiner ursprünglichen militärischen Bedeutung künstlichen Rauch, der erzeugt wird, um militärische Einsätze vor den Beobachtungen der feindlichen Truppen zu verstecken oder zu vernebeln. Generell bezeichnet man als Smokescreen jede Handlung oder Aussage, die tatsächliche Pläne, Bewegungen oder Absichten vernebeln oder verschleiern soll.

Ivan Grubanovs "Smokescreens" sind Gemälde, bei denen die Wirkung von Rauch auf frischer Ölfarbe auf Leinwand kontrolliert eingesetzt wird. Der transformierende und dennoch schwer zu fassende Effekt von Rauch und Farbe in einem Gemälde wird von einem kurzen Text an der Wand daneben begleitet, einem Zitat. Das Zitat ordnet dem Bild politische Ziele und Absichten zu und verschleiert sowohl seine darstellenden als auch seine abstrakten Möglichkeiten und bringt es zu einem Zustand, in dem das Gemälde sein Thema verkörpert. Darstellung oder Repräsentation als Verkörperung, das ist seit über einem Jahrzehnt die entscheidende Prämisse von Grubanovs Arbeit. In seinem "Evil Painter Principle", einem Manifest über visuelle und politische Repräsentation in den Künsten (hier spielen "Smokescreens" eine konstituierende Rolle), unterstreicht er die Relevanz der Malerei als eine widerständige Identität, die das Intuitive und Reflexive in der Gesellschaft verkörpert.

Der Ausgangspunkt von Grubanovs "Smokescreens" ist die Verzweiflung über die Unfähigkeit des Menschen, die Dringlichkeit von transformativem – und nicht nur teilnehmendem – Handeln im gesellschaftlichen Bereich zu artikulieren. So ist es ein Smokescreen, der den Akt der Selbstverbrennung von Mohammed Bouazizi hervorhebt, dem Auslöser der noch nicht abgeschlossenen Revolutionen in der arabischen Welt seit Ende 2001. Dem tunesischen Psychoanalysten Fethi Benslama zufolge war die Wirkung von Bouazizi's Akt, eine Unbekannte in die Gleichung einzuführen, was die ganze Rechnung durcheinanderbrachte: er offenbarte die Möglichkeit Beziehungen umzustürzen, indem er zeigte, wie ein Mensch gerade in seiner Ohnmacht Kraft finden kann; wie er existieren kann, indem er verschwindet; seine Rechte geltend macht, indem er alles verliert.

Grubanovs "Smokescreens" sind Szenen, Bilder und Bruchstücke von Sprache, die den Nährboden für die Revolution bildet – Proteste eines Mannes, der allein handelt und keinerlei weitere Botschaft hinterlässt, als diesen einen öffentlichen Akt. Wenn ein Bild weder gesellschaftliche Veränderungen herbeiführen, noch das Fehlen einer gerechten Gesellschaftsordnung erklären kann, so kann es doch die menschliche Frustration artikulieren und verkörpern, die von den begrenzten Möglichkeiten hervorgerufen wird, gegen Unrecht und Unterdrückung Widerstand zu leisten. Es kann tatsächliche Beispiele der Kulminierung dieser Frustration verkörpern, indem es Fantasie, Intuition und Klarheit mobilisiert, um das Nicht-Darstellbare zu bezeichnen und imaginäres Potential zum Zünden des Aufstands zu versammeln.

 

Ivan Grubanov (geboren in 1976 in Belgrad) studierte an der Belgrader Universität der Künste, der Rijksakademie in Amsterdam, den Delfina Studios in London und an der Casa de Velazquez in Madrid. Er hatte bereits 20 Einzelausstellungen und war Teilnehmer an über 100 Gruppenausstellungen in führenden internationalen Kunstorganisationen, darunter die 10. Istanbuler Biennale, das Nationalmuseum für zeitgenössische Kunst Athen, Extra City Antwerpe, das Stroom Den Haag, das MUSAC Leon, die Kunsthalle Bern, das MOCAK Krakow, Apex Art New York, das Witte de With Rotterdam, MAMA Algier, und die South London Gallery.